Norwegen
Aufstieg in die Hardangervidda
Als wir morgens am Fuße der Hardangervidda aufwachten und aus unseren Schlafsäcken blinzelten, waren wir froh, nach den letzten, größtenteils verregneten Tagen kleine Fetzen Blau am Himmel zu erblicken. Das war auch gut, denn heute wollten wir ins Hochgebirge steigen. Die Birken am Wegesrand wurden immer spärlicher und die Sträucher reichten einem kaum mehr übers Knie. Der gewundene Weg, eher ein Trampelpfad, führte uns immer weiter bergauf durch das zunächst noch liebliche Tal, doch gegen Mittag kamen wir an einen steilen Fluss, dem wir bergan folgten. So liefen und kletterten wir den durch Steinmännchen gekennzeichneten Weg Richtung Schneefelder empor, die Jüngsten immer voran. Wir waren schon den ganzen Tag niemandem begegnet, nicht einmal Rentiere kreuzten unseren Weg. Inzwischen lachte die Sonne vom strahlend blauen Himmel und hohe Felsen begrenzten den Horizont. Von zwei entgegenkommenden Bergsteigern hörten wir, dass in der Ferne ein reißender Fluss sei, der uns zur Umkehr zwingen würde. Doch wir ließen uns davon nicht abhalten und beschlossen den Fluss, wenn möglich, zu durch furten.
Auf der nächsten Ebene, die wir erreichten, lag jede Menge Treibholz. Kurzerhand bekam jede einen Stapel auf ihren Rucksack gepackt. Weiter ging es über Geröll und Schneefelder. Als die Kälte gegen Abend immer mehr heraufzog, fanden wir einen windgeschützten Platz am Rande eines Gletschersees und bauten dort unsere Kothe auf. Mit ausgeklügeltem Patent war darin auch für jede von uns vierzehn ein Platz und nach wenigen Liedern schliefen alle beim Knacken des Eises und Heulen des Windes erschöpft ein.
Richtung Sognefjord
Nachdem wir die letzten Tage morgens in der Hardangervidda aufgewacht waren, war es schön, wieder im Gras anstatt auf Steinen zu liegen und in die grünen Baumwipfel zu schauen. Gegenüber von unserem Lagerplatz stürzte sich ein Fluss donnernd in die Tiefe, welchem wir die nächsten zwei Tage talabwärts bis zum Sognefjord folgen würden. Der staubige Weg führte uns in steilen Serpentinen entlang an blühenden Blumenwiesen und Fichtenwäldern, immer dem Tal entgegen. Zur Mittagszeit fanden wir ein schönes Plätzchen zwischen Steinen und Blumen und so beschlossen wir, dort Rast zu machen. Leider hatten wir eine kleine Ziegenherde außer Acht gelassen, welche großen Gefallen an unseren Butterbroten fand. So flüchteten wir uns hinter ein kleines Bächlein. Dann folgten wir weiter unserem Weg. Es wurde viel gelacht und gesungen, und vor allem die Jüngern hatten viel Freude an den vielen Ziegen, welche auf dem sonnenwarmen Weg lagen und sich in ihrer Ruhe nicht stören ließen. Ansonsten waren wir alleine in der Natur.
Als gegen Abend die Rucksäcke immer schwerer wurden und auch die Füße die letzten Kilometer uns spüren ließen, fanden wir einen wunderschönen Lagerplatz am Flussufer. Nach einer kurzen Pause wurde fleißig Feuerholz gesammelt, eine Feuerstelle aus Steinen gerichtet und, da am Horizont schon dunkle Wolken aufzogen, die Kothe als Schutz vor dem Regen aufgebaut. Schon bald prasselte das Feuer, das Essen wurde gekocht und die vielen Lieder und Scherze ließen uns sämtliche Mühen des Tages vergessen. Der Mond lugte hinter den Wolken hervor und langsam legten sich die Ersten schlafen. Als viel später ein feiner Regen einsetzte und auch die letzten in die trockene Kothe krochen, dämmerte am Horizont bereits der Morgen.