Montenegro
Seit fast zwei Wochen wanderten wir schon durch Montenegro, vom Inland an das Meer.
Den ganzen Tag über war es drückend heiß, die Rucksäcke schwer, der Weg steinig und das Wasser knapp.
Doch die Erinnerung an Vergangenes versüßten uns den Weg: einsame schroffe Felsen, kühle Quellen, Hochebenen nur
von fast weißem Gras bewachsen, lustige Begegnungen mit Eseln, das Vertreiben eines bedrohlichen Stieres, malerische Ruinen, die weite Aussicht von den Felsen auf das verlockende Meer, saftige Pflaumen am Wegesrand…
F
Gegen Abend hatten wir die laute Stadt weit hinter uns gelassen und liefen über eine Ebene, auch die Berge und Felsen waren längst unserem Blick entschwunden und vor uns erstreckte sich kilometerweit eine freie Fläche. Kaum ein Baum säumte unseren sonnenbeschienenen Weg, nichts spendete Schatten, kaum ein Wind regte sich, alles war still. Vor unseren Augen flimmerte die ausgetrocknete Landschaft und plötzlich hörten wir in der Ferne ein Trampeln und Wildpferde kreuzten unseren Weg. Bestimmt hundert Stuten und Fohlen in allen Farben galoppierten in Richtung der Berge davon.
Einen kurzen Augenblick hing noch die Magie des verwunschenen Augenblicks in der Luft, als es dann plötzlich anfing in der Ferne zu donnern. Das Wetter veränderte sich schlagartig, es wurde ein bisschen kühler und ein frischer Wind kam auf, ganz hinten am Horizont zuckten grelle Blitze über den dunkler werdenden Himmel. Schnell gingen wir weiter und erreichten gerade mit den ersten Regentropfen und der Dämmerung ein kleines, idyllisches Dorf.
Dort wurden wir mal wieder von der Gastfreundschaft der Einwohner überrascht. Wir bekamen eine Unterkunft, frisches Weißbrot, Melone, Tee und selbst gebackenen Kuchen nach einem alten montenegrinischem Rezept. Wieder ging ein unvergesslicher Tag im Kreise der Familie zu Ende.